Copilot Notebooks: Notizbücher mit KI – Konkurrenz für OneNote?

Microsoft 365 Copilot bekommt eine neue Benutzeroberfläche mit neuem Menü und neuen Funktionen. In ihrer Ankündigung haben die Entwickler auch die Copilot Notebooks vorgestellt, also Notizbücher mit KI-Funktionen zum Sammeln verschiedener Inhalte.

Macht sich Microsoft hier selbst Konkurrenz? Sollen die Copilot Notebooks etwa eine Alternative zu OneNote werden?

Als Microsoft MVP durfte ich mir die KI-basierten Notizbücher schon vorab ansehen. Weil sie jetzt offiziell angekündigt wurden, entfällt meine bisherige Pflicht zur Geheimhaltung. Hier gibt’s alle bisher bekannten Infos und meine persönliche Einschätzung.

Was sind Copilot Notebooks?

Viel ist über die Copilot Notebooks noch nicht bekannt. In einem Blog-Beitrag wurden die neuen Notizbücher jetzt erstmals öffentlich erwähnt. Sie sind Teil eines größeren Updates für Microsoft 365 Copilot, das voraussichtlich in der zweiten Mai-Hälfte ausgerollt werden soll.

Copilot Notebooks im Menü von M365 Copilot (Vorschau)
Copilot Notebooks im Menü von M365 Copilot (Vorschau)

Alle relevanten KI-Funktionen werden dann an den linken Bildschirmrand wandern. Die Vorschauversion enthält im Menü den Eintrag Notebooks.

Unklar ist, ob er in der deutschen Version Notizbücher heißen wird. Die Copilot Pages sind bislang ja auch nicht durchgehend als Seiten übersetzt.

Über den Sinn der Copilot Notebooks erfährt man in der Frühjahrs-Ankündigung zu Microsoft 365 Copilot Folgendes:

“Mit Copilot Notebooks können Sie eine Vielzahl von Inhalten wie Notizen, Dokumente, Websites, Besprechungsaufzeichnungen und mehr zusammenstellen.

Copilot basiert dann auf Ihrem Notebook und liefert Ihnen die relevantesten Aktionen und Erkenntnisse. Dabei wird Ihr Quellmaterial ständig gescannt und in Echtzeit aktualisiert, sobald sich Ihre Inhalte ändern.”

automatische Übersetzung

In einem kurzen Video sieht man ein Beispiel-Notizbuch, dem bereits verschiedene KI-Chats und Cloud-Dateien zugeordnet sind. Offenbar kann man Copilot dann also Fragen zu den gesammelten Inhalten stellen.

Elemente in einem Copilot Notebook (Vorschau)
Elemente in einem Copilot Notebook (Vorschau)

Ob es sich hier nur um Verlinkungen zu den Elementen handelt oder ob die virtuellen Notizbücher die Inhalte noch anderweitig darstellen, sieht man auf dem offiziellen Werbematerial bislang nicht.


Falsche Erwartungen, unglückliche Bezeichnung

Noch ein Tool, um verschiedene Inhalte an einem Ort zu sammeln? Darauf hat wirklich niemand gewartet!

Microsoft bietet bereits ausreichend Software für diesen Zweck an – allen voran das Universal-Genie OneNote, das noch recht neue Kollaborations-Tool Loop und im Zweifel ein Ordner in OneDrive bzw. SharePoint. In diesen Anwendungen kann man Copilot bereits Fragen zu hinterlegten Inhalten stellen.

Copilot in Microsoft OneNote
Copilot in Microsoft OneNote

In einem Copilot Notebook wiederum kann man offenbar gar keine eigenen Notizen machen, sondern nur bereits vorhandene Inhalte zusammenstellen. Das Problem fängt also schon bei der Bezeichnung an, die direkt eine falsche Erwartungshaltung weckt.

Unabhängig davon ist der Begriff “Notizbuch” seit mehr als 20 Jahren untrennbar mit der Notizbuch-Software OneNote verbunden.

Dass es in Microsoft 365 Copilot eine ganz andere Art von Notizbüchern geben soll und dass sich Notizbuch-Inhalte in OneNote offenbar in ein Copilot Notebook integrieren lassen, macht die Vermittlung nicht einfacher.

Bei der Recherche ist mir noch etwas aufgefallen: Wer im Internet nach “copilot notebook” sucht, bekommt vor allem Copilot+ Notebooks angezeigt, also Laptops mit KI-Prozessor.

Auch solche hausgemachten Probleme finde ich unglücklich, wenn man ein neues Software-Feature anpreisen möchte. Man könnte sie jedenfalls alle vermeiden, wenn man stattdessen eine Bezeichnung wie Collections / Sammlung wählen würde – aber mich fragt ja keiner! 😏

Copilot Notebooks – abgekupfert bei der Konkurrenz?

Offenbar geht es den Entwicklern bei Microsoft gerade weniger darum, was Menschen eigentlich im Alltag brauchen und wie man solche neuen Features nachvollziehbar vermitteln kann.

Stattdessen scheint man eilig alle erfolgreichen KI-Funktionen der Konkurrenz irgendwie im Copilot-Kosmos unterbringen zu wollen. So liest sich zum Beispiel auch dieser Hinweis:

“Notizbücher können sogar eine Audioübersicht Ihrer Inhalte im Podcast-Stil erstellen, bei der zwei Moderatoren Sie durch die wichtigsten Punkte führen – eine unterhaltsame und flexible Möglichkeit, auf dem Laufenden zu bleiben.”

Für exakt die gleiche Funktionalität hat Google kürzlich viel Aufmerksamkeit erhalten: Auch in NotebookLM kann man aus verschiedenen Inhalten einen Audio-Podcast mit KI-Stimmen generieren lassen.

Im persönlichen Austausch ziehen sogar Microsoft-Mitarbeiter selbst Parallelen zu Produkten der Mitbewerber. Nicht umsonst erinnern Copilot Notebooks auch stark an die beliebten ChatGPT Projects von den KI-Königen bei OpenAI. Diese Projekte sind ebenfalls eine Sammelstelle für diverse Inhalte.

Spätestens Ende Mai sollten die Copilot Notebooks für alle Benutzerkonten verfügbar sein. Dann wird hoffentlich klarer, ob die Notizbücher wirklich eine Bereichung für den KI-Kosmos sind – oder doch nur eine unnötige interne Konkurrenz für die vielseitigere Notizbuch-Software OneNote.

1 Gedanke zu „Copilot Notebooks: Notizbücher mit KI – Konkurrenz für OneNote?“

  1. Auch hier steht sich Microsoft mal wieder selbst im Wege und stellt sich selbst ein Bein nach dem anderen. Völlig richtig “Offenbar geht es den Entwicklern bei Microsoft gerade weniger darum, was Menschen eigentlich im Alltag brauchen und wie man solche neuen Features nachvollziehbar vermitteln kann.”
    Danke für die frühen Infos. Man kommt bei dem Tempo kaum noch mit.

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