Viele Hersteller behaupten, dass man auf ihren Tablets so schreiben und zeichnen könne wie auf Papier. Von wegen!
Die Wahrheit ist: Die Displays sind oft so rutschig und die Stifte so ungenau, dass digitale Tafelbilder, Notizen und sonstige Skizzen darauf nur wenig Freude machen. Da helfen auch spezielle Folien zum Aufkleben nur bedingt.
Die Firma XPPen – eigentlich bekannt für ihre Grafiktabletts als PC-Zubehör – versucht sich nun an einem Kompromiss: Das Magic Drawing Pad ist zunächst ein Android-Tablet. Neben Anwendungen zum Zeichnen kann man darauf also auch alle verfügbaren Microsoft-Apps installieren und nutzen kann.
Das Tablet hat aber ein paar besonderen Eigenschaften. Anders als die meisten anderen Geräte hat es zum Beispiel ein entspiegeltes, also mattes Display mit leicht rauer Oberfläche – beworben als X-Paper Display. Außerdem wird es mit einem speziellen digitalen Stift geliefert, den Du in diesem Beitrag ebenfalls kennenlernst.
Eignet sich das XPPen Magic Drawing Pad deshalb besser für den Einsatz in Schule und Unterricht? Wie fühlt sich das Schreiben und Zeichnen in OneNote, Microsoft Whiteboard & Co. auf dem Tablet aus China an? Ist dem Profi für Grafiktabletts hier ein sinnvoller Kompromiss gelungen?
Technische Eckdaten: Auf dem Papier klingt fast alles gut!
Zum Lieferumfang gehören vor allem das Tablet selbst und der dazugehörige Stift, den man bei anderen Geräten oft zusätzlich kaufen muss.
Ich bin es bei XPPen gewohnt, dass neben der Hardware immer auch etwas Zubehör beigelegt wird. Hier freue ich mich u. a. über ein Netzteil mit Ladekabel (USB-C auf USB-C), ausreichend Ersatzstiftspitzen und einen Zeichenhandschuh, mit dem man versehentliche Bildschirmaktionen per Handballen vermeidet.
Außerdem lag meinem Paket noch eine Plastikhülle als zusätzlicher Schutz fürs Tablet bei. Auf der Rückseite hat sie eine Halterung für den Stift.
Eckdaten zum Tablet
Das Magic Drawing Pad ist 12,2 Zoll groß und hat ein Seitenverhältnis von 3:2. Das Gehäuse wirkt hochwertig und ist sauber verarbeitet. Mit seinen knapp 600 Gramm lässt sich das Tablet noch gut in einer Hand halten – nicht unwichtig beim Schreiben und Zeichnen.
Die hintere Kamera steht allerdings etwas ab. Damit die Linse beim Ablegen nicht verkratzt, empfehle ich den Einsatz der beigelegten Schutzhülle.
Der Bildschirm soll mehr als 16,77 Millionen Farben darstellen können und bietet dabei eine Auflösung von 2160 x 1440 Pixeln, also besser als Full-HD. Ich bin von der Darstellung sehr angetan. Unabhängig von den strahlenden Farben sehe ich nach vielem Testen auch kaum schmierige Fingerabdrücke. Ganz ehrlich: Am liebsten würde ich nie wieder mit einem spiegelnden Display arbeiten müssen!
Das Gerät hat 8 GB RAM und 256 Gigabyte Speicherplatz, die sich mit einer MicroSD-Karte noch erweitern lassen. Der Prozessor ist nicht ganz aktuell (MediaTek MT8771). Die Leistung sollte aber für alle üblichen Anwendungszwecke in Schule und Unterricht ausreichen. Auf meinem Testgerät laufen jedenfalls alle Apps flüssig.
Der Akku ist mit 8.000 mAh durchschnittlich groß und ermöglicht laut Hersteller eine Laufzeit von bis zu 13 Stunden. WLAN und Bluetooth werden natürlich unterstützt. Obwohl das Gerät vorrangig zum Zeichnen dienen soll, hat mich auch der Klang der Lautsprecher positiv überrascht.
Sehr schade und mein größter Kritikpunkt: Als Betriebssystem ist Android 12 installiert. (Die aktuelle Version wäre Android 14.) Ein Update soll es laut XPPen wohl nicht geben. Zukunftssicher ist das Tablet damit nicht. Wie ärgerlich bei dieser tollen Hardware!
… und der Stift?
Der beigelegte X3 Pro Pencil funktioniert ohne Akku oder Batterie. Auch deshalb fühlt er sich vergleichsweise leicht an. Er soll 16.384 Druckstufen haben, also rund 4 mal mehr als mein regulärer Surface Pen – auch wenn der direkte Vergleich hinkt. Die Zahl beeindruckt sicher viele. Im Alltag ist dieser Unterschied eher marginal, weil kaum spürbar.
Der Stift hat an der Seite an der Taste. Offenbar hängt deren Funktion von der jeweiligen Anwendung ab. In manchen Apps wechselt man mit der Taste zum Beispiel zwischen Stiftfunktion und Radiergummi.
Ich hätte mir noch gewünscht, dass sich der X3 Pro Pencil irgendwie direkt am Tablet befestigen lässt, damit man ihn nicht verliert. Als langjähriger Surface-Nutzer bin ich natürlich verwöhnt und vermisse bei jedem anderen anderen Gerät das magnetische Anheften am Gehäuse.
Ausprobiert: Apps zum Schreiben und Zeichnen
Auf dem Tablet sind schon einige Anwendungen vorinstalliert – erfreulicherweise aber keine unnötigen Werbe-Apps wie bei vielen anderen Herstellern. Stattdessen kann man mit Software wie ibis Paint X (Testversion) und MediBang Paint direkt loslegen und digitale Kunstwerke erstellen.
Weitere Apps lassen sich per Google Play herunterladen. Ich habe zum Beispiel die folgenden speziellen Zeichentools ausprobiert und Freude damit gehabt:
- Concepts
- HiPaint
- Infinite Painter
- Sketchbook
Bei Ausprobieren bin ich wirklich positiv überrascht! Obwohl ich schon seit vielen Jahren mit Tablet-PCs und Grafiktabletts arbeite: Auf keinem anderen Gerät hat sich das Zeichnen und Schreiben bislang so natürlich angefühlt wie auf dem XPPen Magic Drawing Pad.
Im Vergleich zu Surface, iPad & Co. rutsche ich hier beim Schreiben und Zeichnen nie ab. Der Stift gleitet so angenehm über das raue Display, dass ich jederzeit die Kontrolle über alle Zeichenstriche und Bewegungen behalte.
Ob der Stift wirklich mehr als 16.000 Druckstufen erkennt, kann ich natürlich nicht prüfen. Nach meiner Erfahrung hängt die Darstellung gezeichneter Linien und Bögen auch immer sehr von der jeweiligen Anwendung ab.
Mit fast allen Apps gelingen mir ganz intuitiv präzise Notizen. Beim Erstellen von Skizzen mit dem digitalen Stift gibt es kaum eine Verzögerung.
Apps von Microsoft auf dem XPPen Magic Drawing Pad
Wir kümmern uns hier im Blog natürlich um die beliebten Anwendungen von Microsoft, die auch in Schule und Unterricht gerne zum Einsatz kommen.
Vorrangig habe ich deshalb noch OneNote, PowerPoint und Whiteboard auf dem Magic Drawing Pad ausprobiert. Diese ausgewählten Apps bieten ebenfalls Zeichenfunktionen an, zum Beispiel um Tafelbilder und sonstiges Unterrichtsmaterial auf dem Tablet vorzubereiten.
OneNote für Android: Sorgenkind auf dem Tablet?
So sehr ich die Notiz-App von Microsoft sonst schätze: Die Android-Version von OneNote wird seit Jahren sträflich vernachlässigt. Entsprechend altbacken sieht die Benutzeroberfläche auf dem Tablet aus.
Um die Entwicklung kümmert sich meines Wissens ein externes Team. Vielleicht hat sich die App deshalb noch nie so wirklich wie ein Mitglied der Microsoft-Familie angefühlt.
Meine Vorurteile und Erfahrungen stelle ich für diesen Test zurück und erstelle in OneNote ein digitales Notizbuch zum Ausprobieren der Stiftfunktionen. Dabei prüfe ich vor allem, wie gut das Verfassen handschriftlicher Notizen und das Skizzieren einfacher Sketchnotes klappt.
Tatsächlich überrascht mich die App: Das Schreiben und Zeichnen fühlt sich auch hier natürlich an – fast wie auf Papier. Der X3 Pro Pencil hinterlässt klar abgesetzte Striche und damit ein sauberes Ergebnis. Bei gedrückter Stifttaste wird automatisch der Radierer aktiviert.
Mein variierender Stiftdruck überträgt sich zwar nicht so erkennbar aufs Schriftbild wie in den typischen Zeichen-Apps. Trotzdem wird OneNote hier dem Anspruch an ein digitales Notizbuch sehr gerecht. Falls Du die Anwendung noch nicht kennst, lernst Du sie in meinen beliebten Handbüchern für OneNote von Grund auf kennen.
Endlich einfach erklärt!
Meine Handbücher für OneNote richten sich an Einsteiger und an Lehrer:
Zeichenfunktionen in PowerPoint
Vorab auch hier nochmal der Hinweis: Statt der separaten PowerPoint-App nutze ich auf mobilen Geräten die umfassendere Anwendung Microsoft 365 (Office). Damit lassen sich sowohl Präsentationen auch als Word-Dokumente und Excel-Tabellen öffnen und bearbeiten.
Die verfügbaren Funktionen zum Zeichnen sind ein bisschen umfangreicher als in der OneNote-App. Du kannst sowohl beim Erstellen von Folien als auch während der Bildschirmpräsentation Notizen und Skizzen hinzufügen – natürlich in verschiedenen Farben und Strichstärken.
Ich mach’s kurz: Für das Magic Drawing Pad sind solche einfachen Zeichenaufgaben natürlich keine Herausforderung. Ich muss nicht eine Sekunde über die Stiftfunktionen nachdenken. Auch beim Wechsel der Bedienung von Stift zu Finger gibt es keinerlei Verzögerung.
PowerPoint für Lehrer
Der perfekte Einstieg für interaktive und animierte Präsentationen im Unterricht
Microsoft Whiteboard für digitale Tafelbilder
Zur Erinnerung: Microsoft Whiteboard wurde speziell zum Erstellen digitaler Tafelbilder entwickelt. Die App ist kostenlos und auch für Android verfügbar. Sie erfordert ein Microsoft-Konto und eine Internetverbindung. Letztere ist in Schulen ja immer noch nicht selbstverständlich.
Eigentlich sollte die Microsoft Whiteboard das Vorzeigebeispiel in diesem Beitrag werden. Schließlich ist die App komplett auf die intuitive Stiftbedienung ausgelegt. Doch ausgerechnet hier bin ich unzufrieden mit meinen handschriftlichen Skizzen und Notizen.
Du siehst es auf der Abbildung nur, wenn Du genau hinschaust: Am Ende fast aller Zeichenstriche entsteht ein unschöner dünner Zipfel. Beim Absetzen des Stifts wird dieses digitale Artefakt ungewollt hinzugefügt.
Zur Beruhigung: Hier handelt es sich offensichtlich um einen Software-Fehler, nicht um ein Problem des Magic Drawing Pad. Schließlich ist das Schrift- und Zeichenbild in allen anderen Apps sauber und perfekt.
Vom Tablet zum Mini-Laptop dank optionaler Tastatur
Abschließend noch ein Hinweis zum weiterem Zubehör: Dank optional angebotener Tastatur wird das Magic Drawing Pad zum kleinen Laptop.
Das Tablet lässt sich direkt an das XPPen Smart Keyboard stecken und dann stabil aufstellen. Die Tastatur wird sofort erkannt. Per Touchpad lässt sich ein Mauspfeil über den Bildschirm steuern – wie sonst am PC. Leider gibt es das Keyboard nur mit englischer Tastenbelegung (QWERTY).
Positiv finde ich, dass es einen PC-Modus gibt, der auf dem Android-Tablet die Benutzeroberfläche von Windows nachahmt. Apps wie Word laufen dann tatsächlich auch in Programmfenstern.
Außerdem gibt es noch das XPPen Tablet Sleeve Bag, eine flexible Schutzhülle für das Tablet. Sobald mich das Zubehör erreicht, werde ich meinen Eindruck dazu hier ergänzen.
XPPen stellt mir das Testgerät unentgeltlich und ohne jegliche Gegenleistung zur Verfügung. Die Firma hat keinen Einfluss auf meine unabhängige redaktionelle Arbeit.