KI in der Schule, aber warum eigentlich? – 5 Ziele für die Einführung

Künstliche Intelligenz kommt also tatsächlich in deutschen Schulen an. Ich kann mich an keine andere Technologie zuvor erinnern, die sich hierzulande so schnell im Bildungsbereich etabliert hat.

Natürlich haben Schüler*innen längst verstanden, wie sie sich von ChatGPT, Copilot & Co. bei Hausaufgaben und Referaten helfen lassen können. Aber auch Lehrer*innen scheinen die Möglichkeiten der intelligenten Assistenten für sich zu entdecken, zum Beispiel für die Unterrichtsvorbereitung, beim Verfassen von Elternbriefen und zum Planen von Projektwochen. Kurzum: KI erobert die Schulen – und trotzdem gibt’s noch viel Klärungsbedarf!

Denn anders als in vielen Firmen gibt es in Schulen nur selten eine durchdachte oder angeleitete Einführung der digitalen Tools oder gar Schulungen im Vorfeld. Lehrkräfte experimentieren meist allein zu Hause mit den KI-Anwendungen und sind dabei mal mehr, mal weniger erfolgreich. Ob das Thema dann überhaupt im Lehrerzimmer ankommt, hängt wie so oft vom Engagement einzelner Kolleg*innen ab.

Oft höre ich auch von blindem Aktionismus, um den Anschluss nicht zu verpassen: Schulleitungen oder Schulträger schaffen irgendwelche teuren Lizenzen für KI-Anwendungen an, ohne sich vorher mal über die Ziele Gedanken zu machen. Was Lehrkräfte dann mit der Software anstellen, interessiert eigentlich niemanden.

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Diskussion im Kollegium: Wer braucht KI in der Schule?

Die Denkanstöße in diesem Artikel sollen Dich und Dein Kollegium dabei unterstützen, gemeinsame Ziele für den Einsatz von KI in Schule und Unterricht zu entwickeln. Es gibt schließlich viele gute Gründe dafür, Künstliche Intelligenz im Schulalltag zu etablieren.

In meinen KI-Fortbildungen in Schulen erlebe ich aber oft Lehrkräfte, denen dafür noch die Vorstellungskraft fehlt. Für viele sind die Chatbots nur ein temporäres Spielzeug. Zugeben: Das Thema ist noch relativ neu. Es gibt keine langjährigen Erfahrungswerte und wenig brauchbare Literatur, die über didaktische Standard-Vorschläge hinaus geht.

Auch deshalb ist es hilfreich, sich vorab im Team zu besprechen und gemeinsame Ziele für Eure Schule zu definieren: Warum wollt Ihr die KI-Tools überhaupt einführen? Geht es Euch um Produktivität, Entlastung und Zeitersparnis – oder um kreative Ideen, modernen Unterricht und attraktiveres Lehrmaterial? Für welche Zwecke könnt Ihr die Technologien darüber hinaus gut gebrauchen – und in welchen Arbeitsbereichen entscheidet Ihr Euch vielleicht bewusst gegen Künstliche Intelligenz?


1. Effiziente Unterrichtsvorbereitung mit KI

Das fällt den meisten Lehrerinnen und Lehrern wohl zuerst ein: KI kann beim Erstellen von Unterrichtsentwürfen, Arbeitsblättern und Übungsaufgaben helfen. ChatGPT spuckt in wenigen Sekunden komplette Lesetexte, Quizfragen und Stundenverläufe aus. Microsoft Copilot recherchiert für Dich im Internet und fasst Online-Inhalte zusammen.

Mit ein bisschen Sprachgefühl und Logikverständnis lernst Du schnell, passende Befehle für solche Aufgaben zu schreiben und der KI bessere Ergebnisse zu entlocken. Schau Dir dazu auch meine Tipps für die Unterrichtsvorbereitung mit KI an.

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2. KI für individuelle Förderung und mehr Inklusion

Ein bislang unterschätztes Ziel: Künstliche Intelligenz kann Dir als Lehrkraft dabei helfen, besser auf die jeweiligen Stärken und Schwächen Deiner Schüler*innen einzugehen. Individuelle Förderung ist nämlich offiziell gewünscht, im Alltag aber sehr aufwändig und kaum zu leisten.

Mithilfe der neuen Technologien lässt sich bestehendes Unterrichtsmaterial leichter an die verschiedenen Bedürfnisse anpassen. Lass Dir zum Beispiel Lesetexte für unterschiedliche Sprachkenntnisse umschreiben und Übungsaufgaben direkt in verschiedenen Schwierigkeitsstufen generieren. Auch beim Verfassen individueller Förderpläne sparst Du viel Zeit.

KI kann auch die Themen Inklusion und Teilhabe voranbringen. ChatGPT formuliert anspruchsvolle Texte auf Wunsch in einfacher Sprache. Dank Bilderkennung kann Copilot Fotos und Grafiken beschreiben und so Menschen mit eingeschränktem Sehvermögen helfen. Auch Funktionen wie automatische Untertitel und Live-Übersetzungen gehören für mich in diese Kategorie.


3. Schulorganisation und Schulverwaltung vereinfachen

Auch in anderen Bereichen verspricht KI-Software Entlastung. Ein Ziel könnte sein, wiederkehrende Aufgaben zu automatisieren, zum Beispiel in der Schulleitung oder im Sekretariat. Viele Handgriffe lassen sich vereinfachen oder komplett von KI-Tools übernehmen. Ich denke hier zum Beispiel an typische Tätigkeiten wie das Abtippen von Namenslisten, das Auswerten von Fragebögen, das Verwalten von Abwesenheiten oder das Beantworten von Elternfragen.

Du wirst überrascht sein, auf wie viele Ideen ihr beim Brainstorming im Kollegium kommt. So sind schon an einigen Schulen Online-Formulare für Krankmeldungen, eigene Chatbots für neue Referendare und Reisepläne für Klassenfahrten entstanden.

4. KI als Mentor bei pädagogischen Fragen nutzen

Ich sehe Chatbots wie Microsoft Copilot auch als geduldigen Sparringspartner, den man rund um die Uhr alles fragen kann. Bei Herausforderungen im Schulalltag kannst Du die KI um Ratschläge, Ideen und Feedback bitten.

Davon profitieren nicht nur Referendare und junge Kolleg*innen, die sich in schwierigen Schulsituationen noch unsicher sind. Auch erfahrene Lehrkräfte können abgleichen, ob sie mit ihrer Einschätzung von pädagogischen Problemen richtig liegen oder in der Kommunikation mit Schülern und Eltern noch etwas berücksichtigen sollen.


5. Schüler*innen auf die neue Lebens- und Arbeitswelt vorbereiten

Die Perspektive der Schülerinnen und Schüler soll hier nicht zu kurz kommen. Auch wenn wir oft von „Digital Natives“ sprechen: Die Forschung zeigt immer wieder, dass Jugendliche oft online sind und technische Geräte nutzen, ihnen aber meist die nötige Medienkompetenz fehlt. Mal ehrlich: Wo soll man den sinnvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz lernen, wenn nicht in der Schule?

Das Bundesarbeitsministerium geht davon aus, dass bis 2035 jeder Job in irgendeiner Form mit KI zu tun haben wird. Ein Ziel sollte es also sein, Schüler*innen auf die Herausforderungen der neuen Arbeitswelt vorzubereiten und mit den digitalen Tools vertraut zu machen. Zudem sehe ich viel Potenzial für junge Menschen, die sich mit dem Verfassen von Bewerbungen und dem Schreiben von offiziellen Briefen schwertun. Frei verfügbare KI-Anwendungen können hier ggf. ausgleichen, was an Unterstützung im persönlichen Umfeld oft fehlt.  

Aber auch darüber hinaus sollte Medienkompetenz endlich eine größere Rolle spielen! Wir erleben automatisierte Cyber-Attacken, die zunehmende Verbreitung von Falschnachrichten, KI-generierte Fotofälschungen und Wahlmanipulation per Social Media. Ein Bewusstsein für diese Risiken zu schaffen, aber auch die Chancen der Technologien im Blick zu behalten, ist eine unverzichtbare Aufgabe moderne Bildung geworden.

Lehrer*innen bleiben Menschen – auch dank KI

Das Festlegen solcher oder ähnlicher Ziele gibt Deinem Kollegium also Orientierung bei der Einführung von KI-Tools in der Schule. Es geht natürlich nicht darum, Lehrer*innen durch digitale Anwendungen zu ersetzen und stattdessen Roboter in die Klassenzimmer zu stellen – auch wenn solche Science-Fiction-Szenarien immer wieder im Internet herumgeistern und selbst von Verantwortlichen im Bildungsbereich verbreitet werden.

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Richtig eingesetzt sorgt KI für Entlastung im Lehreralltag sowie in der Schulorganisation. Hier im Blog findest Du bereits viele Beispiele dafür, wie Du mithilfe von Microsoft Copilot viel Arbeit sparen kannst. So hast Du im besten Fall wieder mehr Zeit für Deine Schüler*innen – und vielleicht ja auch für Dich selbst.

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Über den Autor

Ich bin Stefan Malter aus Dortmund. Meistens erkläre ich Lehrkräften, wie sie mit Microsoft 365 Education viel Zeit und Arbeit sparen - in meinen Blog-Artikeln, Handbüchern, Videokursen und Fortbildungen.

Stefan Malter | Autor | Medientrainer | Moderator
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