Apple Teacher mit Zertifikat: So ein Quatsch! [Kommentar]

Ich bin jetzt „Apple Teacher“ – offiziell anerkannt mit Zertifikat!

Das Problem daran: Ich besitze kein einziges Gerät von Apple. Ich habe bis heute kaum ernsthaft mit irgendeinem iPad oder an einem Mac gearbeitet. Ich kenne auch Programme wie Pages, Keynote, iMovie oder GarageBand überhaupt nicht. Für dieses „Anerkennungszertifkat“ musste ich nur ein paar einfache Multiple-Choice-Fragen zu diesen Tools richtig beantworten.

Die Lösungen konnte ich mir oft erschließen. Man kann das Quiz sonst auch beliebig oft wiederholen. Spätestens beim zweiten Anlauf kennt man die meisten richtigen Antworten und bekommt schließlich das begehrte Zertifikat.

Darüber hinaus gibt fürs Apple Teacher Program keinerlei weitere Anforderungen: Keine detaillierte Bewerbung, kein Auswahlverfahren mit persönlichem Bezug. Ich muss nicht nachweisen, dass ich irgendwelche Fähigkeiten erworben habe. Es wird noch nicht mal geprüft, ob ich wirklich Lehrer bin oder überhaupt eine Lehrtätigkeit ausübe.

Es ist so absurd, wie es klingt: Jeder (!) kann sich auf der Website mit seiner Apple ID anmelden, die Fragen beantworten und sich in kurzer Zeit offiziell Apple Teacher nennen. Demnach sieht man die Bezeichnung auch in wahnsinnig vielen Social-Media-Profilen bei Twitter und Instagram.

#AppleTeacher bei Twitter: "Yippee" & "working hard"
#AppleTeacher bei Twitter: „Yippee“ & „working hard“

Ich finde: Mit so einem Marketing-Quatsch tut sich Apple selbst keinen Gefallen – und der sonstigen Fortbildungs-Welt auch nicht. Was soll so ein Zertifikat denn bitte wert sein? Ist es Lehrenden nicht peinlich, sich mit dem leicht erworbenen Titel Apple Teacher öffentlich zu brüsten? Will Apple am Ende nur damit hausieren gehen, möglichst viele pseudo-geschulte Lehrende in der Kartei zu haben?

Ernsthaftes Bemühen oder reine Marketing-Aktion?

Mir geht es nicht um pauschales Apple-Bashing – erst recht nicht hier in einem Blog über Microsoft-Produkte. Es gibt schon genug Religionskriege auf der Welt. Ich will hier auch nicht das Fass aufmachen, ob kommerzielle Unternehmen sich überhaupt bei Lehrer-Fortbildungen an deutschen Schulen einmischen sollten. Dazu gibt es schon ausreichend scharfe, emotionale und abfällige Diskussionen bei Twitter und Facebook.

Ich finde aber: Wenn man sich als Konzern ernsthaft (!) im Bereich Schule engagieren und ernstgenommen werden möchte, dann muss so ein Lehrer-Programm auch einen tatsächlichen Mehrwert bieten – über den eigenen Marketing-Effekt hinaus. Es ist ja zunächst löblich, Fortbildungen für Nutzer von Apple-Geräten und -Programmen anbieten zu wollen. Schließlich machen iPads einen großen Teil der an Schulen verteilten Dienstgeräte aus.

Viele professionelle Trainer und Anbieter machen vor, wie man sinnvolle Schulungen für den Einsatz der Geräte im Unterricht gestalten kann. Wenn sich ein Unternehmen hier selbst glaubwürdig engagieren will, dann braucht es mehr als ein paar halbherzig erstellte Inhalte, ein paar bunte Quiz-Spiele zum Anklicken und eine PDF-Datei als Bescheinigung.

Apple Teacher Learning Center
Apple Teacher Learning Center

Microsoft Innovative Educator Expert – noch so ein Titel?

Das direkte Pendant zum Apple Teacher wäre wohl der Microsoft Innovative Educator, der laut offizieller Website zumindest ein zweistündiges Training voraussetzt. Als langjähriges Mitglied der EDU-Community von Microsoft kenne ich außerdem noch das Bewerbungsverfahren für den höheren Titel Microsoft Innovative Educator Expert. Der Auswahlprozess war in diesem Jahr deutlich umfangreicher als jemals zuvor.

In jedem Land gibt es zuständige Verantwortliche, die die ausführlichen Bewerbungen meines Wissens einzeln prüfen. In Deutschland wurden zuletzt nur rund 30 ausgewählte Lehrkräfte als MIE Expert ausgezeichnet. Ganz klar: Als Autor und Medientrainer hat mir dieser Titel natürlich nicht geschadet, aber mich auch nie zu irgendwas verpflichtet. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich bislang das Gefühl, mich nur vor einen Marketing-Karren spannen zu lassen.

Und der versprochene Mehrwert darüber hinaus? Teilweise kennt man sich in der Gruppe der MIE Experts persönlich, tauscht sich auf verschiedenen Plattformen aus und profitiert von zusätzlichem Input rund um digitalen Unterricht – nur wenn man möchte und ohne irgendwelche Abhängigkeiten.

Seit der Corona-Zeit sind gemeinsame Veranstaltungen ja leider noch nicht wieder möglich. In den Jahren davor durfte ich in der Community viele tolle Menschen kennenlernen und auch inhaltlich viel über den Einsatz digitaler Technologien in der Schule erfahren.

Gilt das alles auch für Apple Teacher bzw. für die Apple Distinguished Teacher, die dem Status MIE Expert wohl eher entsprechen? Geht das Programm über ein zweifelhaftes Zertifikat hinaus? Lasst es mich gerne in den Kommentaren unter diesem Blog-Artikel wissen! Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen …

Großes Interesse an iPads in Schulen

Übrigens: Ich analysiere ja regelmäßig beliebte Suchbegriffe, um Themenideen für diesen Blog zu finden. Das Interesse an Anleitungen rund um iPads in Schulen wächst gerade rasant. Kein Wunder: Sogenannte iPad-Klassen sprießen aus dem Boden. Auch als Dienstgeräte sind die Tablets eine beliebte Anschaffung mit vertretbarem Preis-Leistungs-Verhältnis.

Auch mich erreichen regelmäßig Fragen zur Kombination von Apple-Geräten mit Microsoft-Software – per E-Mail oder in meiner Blog-Community: Wie kann man OneNote auf dem iPad nutzen? Wie zeigt man eine PowerPoint-Präsentation vom Apple-Tablet aus? Wie installiert man Microsoft Teams auf dem Mac? Und welche Funktionen fehlen in der Office-App für iOS?

Bislang kann ich bei solchen Fragen leider nicht weiterhelfen und dazu auch keine hilfreichen Blog-Artikel schreiben. Ich nutze nämlich vorrangig Surface-Tablets mit Windows und besitze keine Apple-Geräte (s. o.). Vielleicht findet sich ja mal ein freundlicher Sponsor, der mir ein neues iPad mini mit Apple Pencil zur Verfügung stellen mag. Das Tablet wäre bei mir in guten Händen: Ich bin ja jetzt schließlich offiziell Apple Teacher – mit Zertifikat! 😉

3 Gedanken zu „Apple Teacher mit Zertifikat: So ein Quatsch! [Kommentar]“

  1. Vielen Dank für den Tipp betreffend MS Education Center! Bin gerad eingetaucht in die Kurs und toll auch für andere LPs aus unserer Schule! Tolle Ergänzung zu den Blogs auf dieser Seite! Danke!

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  2. Ab 2001 war ich an verschiedenen Lernkongressen als ADE (Apple Distinguished Educator) beteiligt. Die jedes Jahr stattfindenden anfangs mehrtätigen Fortbildungen, waren sehr umfangreich und gespickt mit jeder Menge Fachvorträgen und „Learning Classrooms“. Ich kenne dieses Apple Teacher Zertifikat nicht, weiß aber, dass das ADE-Programm weltweit noch in Aktion ist und von vielen Lehrern in der Welt als gewinnbringende Austauschplattform fungiert. Vielleicht mal bei Apple München nachfragen, ob es hierzu nähere Auskunft gibt. Hier ein Artikel des ADE-Programms: https://www.macerkopf.de/2020/07/23/apple-bestehen-distinguished-educator-program/ Gruß Gordan Merz ADE 2001

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    • Hallo Gordan, vielen Dank für Deine gute Ergänzung! Das klingt auf jeden Fall nach mehr Mehrwert als beim oben beschriebenen „Zertifikat“. Dann hoffe ich für Dich und uns alle, dass solche Fortbildungen und Fachvorträge bald wieder öfter vor Ort möglich sind. Viele Grüße!

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