Lohnt sich ein Copilot+ PC? – KI-Funktionen im Überblick

Microsoft gibt sich redlich Mühe, seinen KI-Assistenten Copilot bekannter zu machen. Mittlerweile taucht der Begriff auch bei neuen Laptops und Tablets auf. Was kann so ein Copilot+ PC? Welche KI-Funktionen beherrschen die Geräte? Lohnt sich der Kauf?

Nachdem ich mich hier im Blog bislang auf die Software konzentriert habe, werfen wir nun einen Blick auf die Hardware. Ich nutze für diesen Beitrag ein Microsoft Surface Pro mit Intel-Prozessor – zur Verfügung gestellt von der Firma co.Tec, dem vielseitigen Technikpartner im Bildungsbereich.

Was ist ein Copilot+ PC?

Seit Frühjahr 2024 vermarktet Microsoft die Geräte seiner Hausmarke Surface als Copilot+ PCs. Weil sie über spezielle KI-Prozessoren verfügen, lassen sich bestimmte intelligente Funktionen direkt auf den Laptops und Tablets nutzen. Auch andere PC-Hersteller haben ihr Portfolio aktualisiert und eigene Copilot+ PCs veröffentlicht.

Für diese neue Geräteklasse – wenn man sie so nennen möchte – hat Microsoft bestimmte Voraussetzungen definiert. So muss ein Copilot+ PC mindestens 16 GB Arbeitsspeicher haben und eben eine spezielle Einheit für die Beschleunigung von KI-Funktionen, eine sogenannte NPU (Neural Processing Unit). Dank dieses Chips können erforderliche Aktionen und Rechenoperationen direkt auf dem Computer ausgeführt werden, also ohne Umweg und ohne Unterstützung durch die Cloud.

Kampf der KI-Prozessoren

Dabei konkurrieren die drei bekanntesten Prozessor-Hersteller miteinander: Intel, AMD und Qualcomm. Ihre Technologien haben verschiedene Vorteile und Nachteile. Nicht ohne Grund bietet Microsoft sein Surface Pro und den Surface Laptop mittlerweile in Varianten mit unterschiedlichen Prozessortypen an.

  • Die Surface-Geräte für Privatanwender sind mit einem ARM-Prozessor von der Firma Qualcomm ausgestattet, zum Beispiel dem Snapdragon X Plus und dem noch flotteren Modell Snapdragon X Elite. Beide gelten als stromsparend und haben deshalb eine lange Akkulaufzeit. Allerdings läuft darauf eine angepasste Version von Windows 11, für die bestimmte Apps und Programme überarbeitet werden mussten, damit sie flüssig bzw. überhaupt darauf laufen. Die Office-Programme von Microsoft sind entsprechend verfügbar. Viele andere Software-Entwickler haben schon nachgezogen oder es zumindest angekündigt.
  • Die Surface-Modelle mit Intel-Prozessor richten sich vorrangig an Business-Kunden, die auf spezielle Programme angewiesen sind und die trotzdem von den neuen KI-Funktionen profitieren möchten. Die Geräte sind deutlich teurer, gelten dafür aber auch als leistungsfähiger und flexibler. Du musst Dir keine Gedanken über möglicherweise inkompatible Software machen.

Eigene Taste für Copilot

Zu den Vorgaben von Microsoft gehört auch eine Copilot-Taste auf der PC-Tastatur. Sie startet eine der KI-Apps, also entweder Copilot für persönliche Benutzerkonten oder Microsoft 365 Copilot für berufliche Konten.

Copilot-Taste auf Surface Pro Flex Keyboard
Copilot-Taste auf Surface Pro Flex Keyboard

In den Einstellungen von Windows 11 kannst Du die Tastenbelegung ändern. Schau Dir dazu auch meinen Beitrag über die Möglichkeiten der Copilot-Taste an.


KI-Funktionen auf dem Copilot+ PC

Vor dem Verkaufsstart der Copilot+ PCs hat uns Microsoft zahlreiche exklusive KI-Funktionen versprochen. Einige davon wurden erst viel später mit einem Update nachgereicht. Auf andere versprochene Funktionen warten Käufer*innen bis heute.

Microsoft Recall

Aktuell wird das vieldiskutierte Feature Microsoft Recall noch im sogenannten Windows-Insider-Programm getestet. Es soll Ende 2025 für alle verfügbar sein.

Kurz erklärt: Recall nimmt im Hintergrund Screenshots aller Aktionen auf dem PC auf und kann später Fragen dazu beantworten. So soll man zum Beispiel bereits besuchte Fundstücke im Internet wiederfinden oder frühere Handgriffe auf dem Computer nachträglich nochmal anzeigen und auswerten können.

Ich bin gespannt, ob sich Recall hierzulande etablieren wird. Die Funktion gilt seit ihrer Ankündigung als Albtraum aller Datenschützer*innen. Microsoft wiederum hat versprochen, Recall erst für alle freizuschalten, wenn die Verwendung sicher ist.

Harmloser kommen die weiteren Möglichkeiten daher:

Studioeffekte in Windows 11

Die Studioeffekte verbessern das Bild Deiner Webcam, zum Beispiel wenn Du ein Video aufnimmst oder an einer Online-Besprechung teilnimmst.

  • Den Hintergrund kannst Du weichzeichnen und damit verfremden lassen, wie Du es von anderen Anwendungen kennst.
  • Die KI erkennt Deine Position vor der Kamera und richtet den Bildausschnitt automatisch danach aus (Auto-Framing).
Studioeffekte in Windows 11 anpassen
Studioeffekte in Windows 11 anpassen
  • Die Option Blickkontakt sorgt dafür, dass Deine Augen immer geradeaus in die Linse zu schauen scheinen, selbst wenn Du während eines Vortrags mal nach unten siehst, zum Beispiel auf Deine Notizen auf dem Bildschirm.
  • Außerdem kümmert sich die KI auf Wunsch um Deine Sprachaufnahme per Mikrofon und reduziert störende Hintergrundgeräusche.

Die Studioeffekte lassen sich an mehreren Orten Deines Betriebssystems aktivieren, zum Beispiel in den Windows-Einstellungen für die Frontkamera, unten rechts in den Schnelleinstellungen auf der Taskleiste, in der Surface-App und in der vorinstallierten Kamera-App.

Cocreator in Paint

Auf einem Copilot+ PC erscheint im Malprogramm Paint zusätzlich die Funktion Cocreator. Was Du zeichnest und rechts im Eingabefeld beschreibst, wird dann in ein ansehnliches Bild umgewandelt.

Cocreator in Paint
Cocreator in Paint

Über einen Schieberegler lässt sich der Grad der Kreativität anpassen. Du bestimmst damit, wie weit das Ergebnis der KI von Deiner Skizze abweichen darf. Außerdem lassen sich bestimmte Stile auswählen.

Damit das Generieren von Bildinhalten lokal auf dem PC klappt, also ohne Umweg über die Cloud, bittet Dich Paint vorher um den Download zusätzlicher Inhalte. In den Windows-Einstellungen unter Installierte Apps taucht dieses Paket unter dem Begriff ImageCreationHostApp auf.

ImageCreationHostApp in Windows 11
ImageCreationHostApp in Windows 11

Es kann auf Deiner Festplatte mehrere Gigabyte Speicherplatz belegen, kommt aber zum Beispiel auch für die folgende KI-Funktion zum Einsatz.

Bild umgestalten in Windows-Fotoanzeige

Auch die App Windows-Fotoanzeige bietet auf Copilot+ PCs eine weitere Funktion an. Wenn Du damit eine Bilddatei öffnest und links oben auf Bearbeiten klickst, erscheint ein Icon mit dem Zusatz AI. Dahinter steckt die Option Bild umgestalten.

Bild umgestalten in Windows-Fotoanzeige
Bild umgestalten in Windows-Fotoanzeige

Auf der rechten Seite kannst Du beschreiben, welchen grafischen Stil die KI auf das Motiv anwenden soll. Die Vorschläge darunter fügen vorbereitete Prompts ein und machen aus Deinem Foto wahlweise ein impressionistisches Gemälde, ein Pixelbild oder ein Papierkunstwerk.

Liveuntertitel mit Übersetzung

Das Betriebssystem Windows 11 punktet schon recht lange damit, Live-Untertitel in verschiedenen Sprachen einblenden zu können. Wenn Du auf Deinem PC ein Video, eine Radiosendung oder einen Podcast abspielst, wird der gesprochene Text erkannt und in einem schmalen Fenster auf dem Desktop angezeigt.

Liveuntertitel auf dem Windows-Desktop
Liveuntertitel auf dem Windows-Desktop

Am schnellsten aktivierst Du die Liveuntertitel über die Schnelleinstellungen rechts unten auf der Taskleiste oder mit der Tastenkombination [Win] + [Strg] + [L].

In den Einstellungen kannst Du die Position und die Sprache der Untertitel ändern. Außerdem lässt sich festlegen, dass obszöne Begriffe nicht transkribiert werden und dass nicht nur der PC-Ton, sondern auch Dein Mikrofon berücksichtigt wird.

Wenn Du einen Copilot+ PC hast, kann erkannter Text direkt übersetzt werden, aber bislang nur in die Zielsprache Englisch. Das überrascht mich: In PowerPoint lassen sich Untertitel längst einblenden und live in andere Sprachen übersetzen.

Weitere angekündigte KI-Funktionen

Die Entwickler bei Microsoft haben bereits weitere KI-Funktionen angekündigt, die auf dem Copilot+ PC noch Einzug halten sollen. Hier ein paar Beispiele:

  • Click To DoWindows schlägt von sich aus passende Aktionen vor, sobald Du auf einen Bildschirminhalt klickst.
  • Verbesserte Windows-Suche – Du musst Dir keine Dateinamen mehr merken. Stattdessen kannst Du der KI lose beschreiben, welche Inhalte Du suchst, zum Beispiel in Dokumenten und auf Bildern.
  • Super-Auflösung für Bilder – Die KI kann unscharfe Fotos in geringer Bildqualität hochskalieren, also die Pixel dafür sinnvoll ergänzen.

Meine Meinung zum Copilot+ PC

Die Arbeit mit dem Testgerät hat mir viel Freude gemacht. Das Surface Pro mit Intel-Prozessor ist ein fantastischer Begleiter für Wissensarbeiter wie mich – hochwertig verarbeitet, leistungsstark und vielseitig. Auch anspruchsvollere Apps und Programme laufen flüssig und flott, ohne dass sich der Lüfter melden muss.

Zur Wahrheit gehört auch: Was die Geräte mittlerweile dank lokaler KI-Chips können, ist aus meiner Sicht jedenfalls noch kein Anreiz für einen Neukauf. Hier ist Microsoft am Zug und muss sich echt mehr einfallen lassen als die oben beschriebenen Spielereien mit Bildern.

Welche Erfahrungen machst Du mit Deinem Copilot+ PC? Welche Funktion hilft Dir im Alltag besonders weiter? Ich freue mich auf Deine Erfahrungen – gerne als Kommentar unter diesem Beitrag!

Microsoft Copilot für Einsteiger: Der KI-Assistent in Microsoft 365, Office & Co. - einfach erklärt!

Microsoft Copilot für Einsteiger

Neues Praxis-Handbuch: Der KI-Assistent in Microsoft 365, Office & Co. - einfach erklärt!

Schreibe einen Kommentar

Ähnliche Beiträge

ChatGPT & Copilot: 7 Tipps für bessere Prompts

Microsoft Copilot: 7 Tipps für bessere Prompt...

Wie schreibt man bessere Prompts für ChatGPT und Microsoft Copilot? Mit diesen 7 Tipps entlockst Du Deinem Chatbot ...
OneNote mit Stream Deck + steuern

OneNote mit Stream Deck + steuern [Download]

Mit dem Stream Deck + steuerst Du Microsoft OneNote per Knopfdruck - ohne Dir irgendwelche Tastenkürzel merken zu ...