Copilot Studio: Eigenen Chatbot mit KI erstellen [Anleitung]

Mit Copilot Studio kannst Du einen eigenen Chatbot erstellen. Dafür fütterst Du die KI mit bestimmten Daten und weiteren Inhalten. Der Chatbot antwortet dann nahezu selbstständig – möglichst in Deinem Sinne.

In diesem Beitrag stelle ich Dir Copilot Studio vor. Ich zeige Dir, wie leicht Du einen eigenen Chatbot anlegst und konfigurierst. Du erfährst natürlich auch, welche Voraussetzungen Du dafür brauchst und welche Einstellungen Du beachten solltest, damit die KI möglichst passgenau antwortet.

Wer braucht einen eigenen Chatbot?

Diese Frage sollten wir zuerst klären: Für welche Zwecke kann man so einen Chatbot überhaupt gebrauchen?

  • Du kannst Dir mit Copilot Studio einen individuellen Assistenten erstellen, der von Dir vorgegebene Geschäftsberichte, hilfreiche Publikationen, Web-Archive oder wissenschaftliche Studien kennt. Wenn Du der KI gezielt solche Informationen bereitstellst, kann sie Dir darauf aufbauend beliebige Fragen beantworten.
  • Ein interner Chatbot innerhalb Deiner Firma oder Schule kann wiederkehrende Fragen beantworten, zum Beispiel zu gesetzlichen Bestimmungen, gesammelten Protokollen, technischen Problemen oder gemeinsamen Vereinbarungen. Mitarbeiter greifen dann zum Beispiel per Microsoft Teams oder im Intranet auf die hauseigene KI zu.
  • Der Chatbot lässt sich auch veröffentlichen und auf einer Website bzw. in ein Social-Media-Profil einbauen. Dort fängt der virtuelle Assistent häufige Fragen von Kunden oder Fans ab, die man als Betreiber nicht mehr einzeln manuell beantworten muss.

In diesem Beispiel erstelle ich einen Chatbot für meinen Blog. Auf Basis aller hier veröffentlichten Tipps und Anleitungen soll er Fragen zu OneNote, PowerPoint & Co. beantworten können und dann auf den jeweiligen Artikel verweisen.


Wichtige Infos zu Copilot Studio

Das solltest Du vorab über die Software wissen:

  • Copilot Studio ist eine Web-App von Microsoft, deren Benutzeroberfläche Du demnach im Browser öffnest.
  • In der begleitenden Online-Dokumentation taucht noch die Bezeichnung Power Virtual Agents auf. So hieß Copilot Studio, bevor Microsoft die Chatbots in seine umfassende KI-Strategie einbezogen hat.
  • Du kannst die Software 30 Tage lang kostenlos testen. Dafür benötigst Du ein Geschäfts- bzw. Schulkonto von Microsoft, mit dem Du Dich auf der offiziellen Website von Copilot Studio anmelden kannst.
offizielle Website von Microsoft Copilot Studio
offizielle Website von Microsoft Copilot Studio

Darüber hinaus ist die Preisstruktur auf Anhieb nicht ganz transparent:

  • Um eigene Chatbots erstellen und intern nutzen zu können, benötigst Du offenbar eine Lizenz für Microsoft 365 Copilot, mit der auch die KI-Funktionen in Word, PowerPoint & Co. aktiviert werden.
  • Die Veröffentlichung der Chatbots auf externen Plattformen scheint nur mit einer weiteren Premium-Lizenz möglich zu sein und von der Anzahl versendeter Nachrichten abzuhängen.

Bei Bedarf informierst Du Dich am besten auf der Website von Microsoft über die aktuellen Angebote. Zum Ausprobieren reicht die kostenlose Testversion von Copilot Studio auf jeden Fall aus.

Chatbot erstellen und konfigurieren

Öffnen Deinen bevorzugten Internetbrowser und rufe die Website von Copilot Studio auf. Dort kannst Du Dich mit Deinem Microsoft-Konto anmelden, um zur Benutzeroberfläche der Web-App zu gelangen.

Beachte die Hinweise auf dem Bildschirm. In der Regel begrüßt Dich ein Assistent, der Dich bei den ersten Schritten begleiten will. Alternativ kannst Du von der Startseite aus Deinen ersten Copilot erstellen.

Gib in der Eingabemaske einen Namen für Deinen Chatbot ein. Wähle darunter die bevorzugte Sprache aus. In diesem Beispiel soll Copilot grundsätzlich auf Deutsch antworten.

neuen Chatbot erstellen
neuen Chatbot erstellen

Auf dieser Seite kannst Du auch schon eine öffentlich zugängliche Internetseite als Quelle angeben, auf der Chatbot bei seinen Antworten verweisen soll. Weil wir uns innerhalb von Microsoft 365 bewegen, kann das auch eine SharePoint-Website sein.

Unten siehst Du, dass Du Erweiterte Optionen bearbeiten kannst. Dahinter verbirgt sich u. a. die Möglichkeit, ein Bild auszuwählen. Ein eigenes Copilot-Symbol muss das Dateiformat PNG haben und darf nicht größer als 30 KB sein. Die Grafik erscheint später als Avatar im Chat-Fenster.

Bild für Chatbot auswählen
Bild für Chatbot auswählen

Für diese Anleitung möchte ich einen ganz einfachen Chatbot zum Leben erwecken. Deshalb ignoriere ich alle weiteren Angaben und klicke auf Erstellen. Die Einrichtung dauert ein paar Sekunden. Danach gelangst Du zur eigentlichen Benutzeroberfläche von Copilot Studio mit allen weiteren Funktionen.

Benutzeroberfläche von Copilot Studio
Benutzeroberfläche von Copilot Studio

Neben dem Menü ganz links kannst Du bereits Deinen Copilot testen. Probiere am besten direkt aus, wie die KI zum jetzigen Zeitpunkt auf Deine Fragen reagiert. Links unten kannst Du diese Vorschau von Copilot ausblenden.


Themen definieren in Copilot Studio

Unabhängig von den KI-Funktionen lebt ein Chatbot davon, dass er auf bestimmte Fragen sowie vorab definierte Schlüsselwörter passend reagiert. Schließlich wollen die Betreiber sicherstellen, dass Nutzer die jeweils vorgesehenen Antworten angezeigt bekommen.

Dafür gibt es den Bereich Themen. Hier hat Copilot Studio schon ein paar bewährte Einträge hinterlegt, zum Beispiel für typische Begrüßungen und Gesprächsfloskeln im Chat. Diese Standard-Antworten kannst Du beliebig anpassen und weitere Nachrichtenvarianten hinzufügen. So sorgst Du dafür, dass der Austausch mit dem Bot persönlicher und abwechslungsreicher wirkt.

Beispielhaft erstelle ich nun auch ein eigenes Thema: Wenn sich jemand für meine Software-Schulungen interessiert, dann soll der Chatbot auf meine Angebote auf der Website verweisen.

Dabei entsteht in der Ansicht von Copilot Studio ein Flussdiagramm. Du siehst auf der Abbildung unten eine Abfolge verschiedener Elemente. Das Prinzip mit solchen aufeinanderfolgenden Bausteinen kennst Du vielleicht schon von der artverwandten Software Power Automate.

Thema definieren in Copilot Studio
Thema erstellen in Copilot Studio
  • Zuerst habe ich einen Trigger definiert, also einen Auslöser. Der Chatbot soll auf bestimmte Ausdrücke reagieren, die zu meinem Thema passen. Das können hinterlegte Begriffe wie „Schulung“, „Kurs“, „Fortbildung“ oder „Seminar“ sein.
  • Dieser Trigger soll eine vorbereitete Nachricht (Message) auslösen, die den Link zur passenden Webseite in meinem Blog enthält. Copilot Studio bietet Dir einige Möglichkeiten an, diese Nachricht zu gestalten und um Medieninhalte zu ergänzen. Mache Dich beim Ausprobieren einfach mal mit den Optionen vertraut.

Vergiss zuletzt nicht, oben rechts auf Speichern zu klicken. Erst dann ist Dein Thema aktiviert. Du solltest im Vorschaufenster testen, ob der Chatbot wirklich so reagiert, wie Du es Dir vorstellst.

Quellen für Generative KI einfügen

Für Copilot Studio ist Generative KI ein großer Gewinn. Der Chatbot kann quasi eigenständig kommunizieren, ohne dass Du vorab für jeden denkbaren Begriff eine halbwegs passende Antwort vorbereiten musst.

Um individuelle und spezifische Ergebnisse generieren zu können, braucht die Künstliche Intelligenz entsprechende Informationen. Du erinnerst Dich: Als ich den Chatbot erstellt habe, habe ich schon meine Website als erste Datenquelle angegeben. Wechsle nun links im Menü zu Generative KI, um weitere Links einzutragen.

Einstellungen für generative KI in Copilot Studio
Einstellungen für generative KI in Copilot Studio

Zusätzlich kannst Du den Chatbot mit Dokumenten füttern. Auf der Seite lassen sich zum Beispiel textbasierte Word– und PDF-Dateien hochladen. Ich denke hier an E-Books, Geschäftsberichte, Pressemitteilungen, Arbeitsblätter, wissenschaftliche Studien und viele weitere Inhalte.

All diese Informationen wird Copilot Studio dann beim Generieren von Antworten einbeziehen. Spätestens jetzt solltest Du ein Gefühl dafür bekommen, wie hilfreich so ein KI-Assistent mit dem entsprechenden Wissen im Hintergrund werden kann.

Beachte ganz unten auf der Seite auch noch den Eintrag Copilot-Inhaltsmoderation. Hier hast Du Einfluss darauf, in welchem Umfang die KI eigenständig Antworten generiert. Diese Einstellung beeinflusst wiederum auch, wie relevant die ausgespuckten Texte wirken.


Chatbot testen und veröffentlichen

Testen, testen, testen! Bevor Du Deinen Chatbot der Öffentlichkeit zur Verfügung stellst, solltest Du seine Funktionalität gewissenhaft ausprobieren.

  • Bist Du zufrieden mit der voreingestellten Begrüßung?
  • Wird der Chat-Partner durchgehend geduzt oder gesiezt?
  • Wiederholen sich Standard-Antworten zu häufig?
  • Werden alle relevanten Themen so behandelt, wie Du es möchtest?
  • Stimmen die Links und Verweise in den generierten Antworten?
  • Wie reagiert die KI auf ungewöhnliche Nachfragen?
  • Was passiert bei Quatsch-Eingaben von provokanten Nutzern?

Links im Menü findest Du den Eintrag Veröffentlichen. Hier sorgst Du dafür, dass Dein Chatbot einsatzbereit ist und mit anderen geteilt werden kann.

Hilfreich finde ich die Demo-Website von Copilot Studio. Den Link kannst Du an Freunde und Kollegen weitergeben, die das Ergebnis nun ebenfalls testen können und sollen.

Demoseite für veröffentlichten Chatbot
Demo-Website für veröffentlichten Chatbot

Nutze gerne die Gelegenheit, meinen Beispiel-Bot auszuprobieren. Ich habe ihn über diese Anleitung hinaus nicht weiter angepasst. So bekommst Du ein Gefühl dafür, in welchen Fällen die KI an Grenzen stößt und manuelle Nacharbeit in Form von weiteren Themen bräuchte.

Offenbar kannst Du eigene Chatbots demnächst innerhalb von Microsoft 365 als Plug-Ins für Copilot nutzen. Mit einer entsprechenden Premium-Lizenz lassen sie sich zudem auf externen Kanälen einbetten, zum Beispiel auf Deiner Website, in Microsoft Teams oder im Facebook Messenger. Schau Dir am besten mal die verschiedenen Optionen von Copilot Studio an.

Was geht noch mit Copilot Studio?

Man kann kaum übersehen, dass Microsoft noch an Copilot Studio arbeitet. Immer wieder stößt man innerhalb der Benutzeroberfläche auf den Hinweis Vorschauversion. Ich bin wirklich gespannt, wie weit die Entwickler die Plattform noch treiben.

  • Du kannst nicht nur einen Chatbot, sondern mehrere Chatbots für verschiedene Zwecke einrichten – unabhängig voneinander. So entstehen auf Wunsch diverse KI-Assistenten, die man jeweils je nach Situation um Rat fragen kann.
  • Schon beim Vorläufer Power Virtual Agents konnte man nicht nur einfache Fragen und dazugehörige Antworten definieren. Mithilfe verschiedener Knotenpunkte lassen sich viel komplexere Kommunikationsabläufe abbilden und automatisieren. Innerhalb einer Unterhaltung kann sich der Chatbot auch bestimmte Werte in Form von Variablen merken. Zugegeben: Das braucht dann etwas mehr Einarbeitung.
  • Außerdem kann Copilot Studio für Dich auswerten, wie oft ein Chat abgebrochen wird und wie Du Unterhaltungen verbessern kannst. So kannst Du die Zufriedenheit mit dem KI-Chatbot sukzessive verbessern. Du findest die Daten im Menü unter dem Eintrag Analyse – aufbereitet vom Online-Dienst Power BI.

Für bestimmte Funktionen braucht man offenbar wirklich noch eine Premium-Lizenz – zusätzlich zu den Lizenzen für Microsoft 365 und Copilot. Das trübt meine Euphorie und den positiven Eindruck von der Software. Wenn Microsoft die Akzeptanz für eigene Chatbots erhöhen will, sollte man dieses Preismodell definitiv nochmal überdenken.

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