Goodnotes gibt’s jetzt als App für Windows! Schon über die Ankündigung haben sich Fans der Notiz-App riesig gefreut. Doch der Test der Windows-Version zeigt: Auf dem PC ist Goodnotes sicher keine ernstzunehmende Alternative zu OneNote oder vergleichbaren Apps für digitale Notizen.
Ich habe die App direkt ausprobiert und bin seitdem immer noch entsetzt: Was haben sich die Entwickler von Goodnotes für Windows bei dieser peinlichen Mogelpackung gedacht?
Was ist Goodnotes?
Besonders iPad-Nutzer schwärmen von Goodnotes. Die App für digitale Notizen ist einfach gehalten und auf dem Tablet intuitiv zu bedienen. Dabei bietet Goodnotes vor allem ausgereifte Stift-Funktionen für handschriftliche Skizzen und selbst erstellte Tafelbilder.
Ähnlich wie in OneNote entstehen die Inhalte in digitalen Notizbüchern. Du kannst auf dem iPad zum Beispiel auch Grafiken, PDF-Dateien und Audio-Aufnahmen einfügen. Außerdem lassen sich Notizen in Goodnotes für andere Personen freigeben – ebenfalls wie im Pendant von Microsoft.
Im Gegensatz zu OneNote ist Goodnotes hier aber nicht kostenlos. Für alle Funktionen und das Erstellen unendlich vieler Notizbücher musst Du bezahlen – außer als anerkannte Schule bzw. Bildungseinrichtung.
Treue Goodnotes-Fans bevorzugen die einfache Benutzeroberfläche und die ausgereiften Stift- und Zeichenfunktionen ihres Favoriten. Ich persönlich schätze den deutlich größeren Funktionsumfang von Microsoft OneNote.
Es ist sicher auch Geschmackssache, mit welcher Notiz-App Du lieber arbeitest. Schau Dir dazu auch meinen umfassenden Vergleich von Goodnotes und OneNote an.
Nicht mehr gefangen in der Apple-Welt?
Einen großen Nachteil hatte die Arbeit mit Goodnotes bislang: Deine digitalen Notizen sind auf Geräte der Firma Apple beschränkt. Goodnotes gibt es nämlich vorrangig als App für Mac, iPad und iPhone. Auch hier hat OneNote mit seinen Versionen für nahezu alle Betriebssysteme schon lange die Nase deutlich vorn.
Auch deshalb haben sich viele Anwender*innen weltweit gewünscht, dass es Goodnotes als App für Windows gibt. Das ist jetzt so weit! Ich zeige Dir in diesem Blog-Artikel, was Dich in GoodNotes für Windows erwartet – laut Website vor allem fürs Surface von Microsoft optimiert.
Microsoft Surface
Das hochwertige Tablet punktet mit Rechen-Power und vollwertigem Betriebssystem:
1. Enttäuschung: Getarnte Web-App statt echte PC-Software
Goodnotes für Windows lässt sich über den Microsoft Store herunterladen. Nach der Installation stellt man aber schnell fest: Hier handelt es sich gar nicht um eine eigenständige Software, die von den Möglichkeiten des Betriebssystems profitiert.
Stattdessen wird auf dem PC einfach nur die Verknüpfung zu einer Web-App abgelegt – so wie man mit Microsoft Edge nahezu jede beliebige Website als Anwendung speichern kann.
Mit einer echten Windows-App hat das jedenfalls wenig zu tun. Den Link https://web.goodnotes.com/ könnte man genauso gut in jedem Browser öffnen, ohne irgendwas zu installieren.
Diese Entscheidung der Entwickler hat zum Beispiel den Nachteil, dass sich Goodnotes für Windows nicht offline nutzen lässt. Die Web-App ist immer auf eine Internetverbindung angewiesen. Notizbuch-Inhalte lassen sich demnach nicht synchronisieren und auch nicht unterwegs bearbeiten, zum Beispiel ohne WLAN im Zug oder im Urlaub im Ausland.
Dass Goodnotes für Windows eigentlich im Internetbrowser läuft, hat noch einen Nachteil: Die Funktionen zum Schreiben und Zeichnen mit digitalem Stift können in einer Web-Anwendung gar nicht so flüssig reagieren, wie Du es von einer fest auf dem PC installierten Software gewohnt bist.
Jede gezeichnete Linie hinkt auf dem Bildschirm spürbar hinterher. Der Stiftdruck wird auch nicht erkannt und hinterlässt immer gleichgroße Striche.
Da kann sogar das einfache Malprogramm Microsoft Paint mithalten!
2. Enttäuschung: Kaum Funktionen unter Windows
Auch nach Veröffentlichung wirkt die App immer noch wie die Beta-Version einer unfertigen Software. Goodnotes für Windows erscheint wie eine Vorschau, die einen Vorgeschmack auf den zukünftigen Funktionsumfang geben. Oft dienen Beta-Versionen auch als Testversion, um Fehler zu finden und Feedback einzuholen.
Mir ist schleierhaft, warum sich die Entwickler von Goodnotes mit dieser dürftigen Windows-Version an die Öffentlichkeit wagen. In der Benutzeroberfläche stehen so wenig Funktionen zur Verfügung, dass man fast von einer frühen Alpha-Version sprechen würde.
In der Web-App Goodnotes für Windows kannst Du bislang
- neue Notizbücher erstellen
- Seiten hinzufügen
- Notizen mit verschiedenen Stiften, Farben und Stärken erstellen
- Notizen markieren, verschieben und radieren
- die Ansicht vergrößern / verkleinern.
Die aktuelle Version enthält nicht mal die auf dem Werbe-Screenshot gezeigten Grundfunktionen. Du kannst in Goodnotes für Windows bislang weder Text noch Formen noch Bilder geschweige denn PDF-Dokumente einfügen. Es gibt weder eine Suchfunktion noch die beliebte Handschrifterkennung.
Wenn das wirklich alles ist und bleibt, dann muss das OneNote-Team bei Microsoft bis auf Weiteres keine Konkurrenz fürchten.
Goodnotes für Windows: Peinliche Mogelpackung!
Auf der Website zum Beta-Test hat das Team zum Mitgestalten der Zukunft eingeladen: „Shape the future of GoodNotes for Windows“.
Was die Entwickler jetzt präsentieren, erinnert aber eher an die Vergangenheit einfacher Malprogramme und ist selbst für eine Vorschauversion zu wenig. Weder handelt es sich um eine native Anwendung für den PC noch lässt sich ansatzweise erkennen, dass der Funktionsumfang an die ausgereifte App auf dem Apple iPad herankommen wird.
iPad von Apple
Das weltweit bekannteste Tablet gibt’s in mehreren Versionen, Farben und Preisklassen:
Ich sehe bislang höchstens den Nutzen, demnächst im Browser einen Blick auf bestehende Notizbücher zu werfen, vielleicht noch eine kurze Notiz hinzufügen zu können. Tatsächlich lassen sich Notizen vom iPad bislang nicht reibungslos auf den PC synchronisieren.
Es wäre aus Marketing-Sicht sicher schlauer gewesen, hier nur von einer „Web-App-Vorschau“ zu sprechen statt großspurig das lang erwartete „Goodnotes for Windows“ zu versprechen.
Wer die beliebte Notiz-App auf dem iPad kennt und liebt, kann sich hier jedenfalls nur erschrecken:
Goodnotes für Windows ist bislang eine peinliche Mogelpackung – und ganz sicher keine Alternative zu Microsoft OneNote!
Möchtest Du OneNote mal ausprobieren? Die ersten Schritte sind ganz einfach – vor allem mit meinen beliebten Anleitungen für OneNote-Einsteiger.
Hallo!
Goodnotes ist doch keine Ersatz für OneNote!
Wer mit Apple-Geräten „arbeitet“, der hat ganz andere Prioritäten.
Aus meiner Sicht spiegelt der Artikel wider, wie Windows-User über Apple-Usern und Geräte im Allgemeinen denken, zu Windows-parteiisch.
Eine kleine Korrektur: OneNote ist auch nicht kostenlos!
Hallo Michael, zunächst vielen Dank für Deine Meinung. Im Kontext „Schule“, über den ich hier im Blog meist schreibe, stehen sich Notiz-Apps wie OneNote und GoodNotes meist gegenüber. Lehrkräfte müssen langfristig entscheiden, mit welcher Software sie im Kollegium und mit Schüler*innen arbeiten. Dabei zeigen beide Apps ihre Stärken und Schwächen – unabhängig von persönlichen Vorlieben. Hier habe ich aber nicht über GoodNotes im Allgemeinen, sondern über die Beta-Version von GoodNotes für Windows berichtet, die sich ja nun mal an PC-Nutzer*innen richtet und aus meiner Sicht echt schlecht abschneidet. – Zu Deiner vermeintlichen Korrektur: OneNote ist und war immer kostenlos – in allen Versionen für alle Betriebssysteme. Melde Dich gerne, wenn Du dazu noch Fragen hast.