OneNote in der Schule: Mythen, Lügen, Halbwissen [Update]

Dass so viele Lehrer und Schüler gerne mit OneNote im Unterricht arbeiten, mögen manche Kritiker gar nicht. Immer wieder stoße ich im Internet auf Halbwissen und Falschaussagen – manchmal sogar bewusst via Social Media gestreut, um zufriedene Nutzer*innen zu verunsichern.

Egal ob Du OneNote-Fan bist oder die Microsoft-Software generell ablehnst: In diesem Blog-Artikel kläre ich die wichtigsten Fragen und Mythen rund um die Nutzung von OneNote in Schule und Unterricht – mit Fakten statt Falschaussagen!

Zugegeben: Mit diversen Entscheidungen und schlechter Kommunikation hat es uns Microsoft in den vergangenen Jahren nicht leicht gemacht, alle Entwicklungen nachvollziehen zu können. Gleichzeitig kann man den Siegeszug der App in Schulen und Bildungseinrichtungen nicht mehr leugnen.

Wenn Du die Software von Grund auf kennenlernen möchtest, dann empfehle ich Dir mein Handbuch „OneNote für Lehrer“. Darin zeige ich Dir Schritt für Schritt, wie Du Unterrichtsmaterial in digitalen Notizbüchern erstellen, organisieren, an Schüler*innen verteilen und in der Klasse präsentieren kannst.

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Mythos 1: OneNote und der „Lock-In-Effekt“

In einem längeren Artikel kritisiert das Online-Portal heise.de, dass es bei der Nutzung kommerzieller Software zum sogenannten „Lock-In-Effekt“ kommen kann. Lehrkräfte würden sich abhängig machen, wenn ihre Inhalte nur innerhalb einer bestimmten Software genutzt werden können.

Als Beispiel für ein „geschlossenes System“ wird dort auch OneNote genannt.

Fakt ist:

  • Wer Unterrichtsmaterial wie Texte, Bilder und Zeichnungen in OneNote speichert, kann die Inhalte mit der Desktop-Version problemlos exportieren und dann in anderen Programmen nutzen. Originär klappt der direkte Export von Seiten und Abschnitten aus OneNote zum Beispiel als Word– oder PDF-Dokument. Diese lassen sich jeweils auch in freier Software öffnen und anderweitig bearbeiten. Die Funktion findest Du im Datei-Menü unter Exportieren.
OneNote: Seite exportieren als PDF oder Word-Dokument [Anleitung]

OneNote: Seite exportieren als PDF- oder Word-Dokum...

Du kannst eine Seite in OneNote exportieren und zum Beispiel als PDF- oder Word-Dokument speichern. So ...
  • Je nach Umfang kann man Inhalte natürlich auch einfach per Copy-/Paste-Funktion kopieren und so in anderen Programmen einfügen. Das Senden von OneNote-Seiten per E-Mail ist ebenfalls möglich, aber für diesen Zweck wohl eher unpraktisch.
  • Blog-Leser Frederik beschreibt in einem Kommentar unter diesem Artikel, wie man die Notizbuchseiten auch originär als HTML-Seiten herunterladen kann.
  • OneNote gibt es schon seit 2003. Ich kenne kein vergleichbares Programm, das mit dem Funktionsumfang von OneNote mithalten kann. Dass eine Software irgendwann nicht mehr weiterentwickelt oder eingestellt wird, kann natürlich passieren. Das gilt aber auch für jede nicht-kommerzielle Open-Source-Software, wie zahlreiche Beispiele aus der Vergangenheit zeigen. Hand aufs Herz: Würdest Du darauf wetten, dass die aus dem Boden gestampften Schulportale der Bundesländer dauerhaft weiterentwickelt und die Dienstleister dahinter weiterfinanziert werden? Ist sicher geklärt, ob und wie Du Deine mühsam erstellten Inhalte dann anderweitig verwenden kannst? 🤔

Fazit zum angeblichen „Lock-In-Effekt“

Wer will, kann in OneNote abgelegte Inhalte jederzeit exportieren und außerhalb der Software nutzen. Das ist natürlich mit etwas Aufwand verbunden. Von einem „Lock-In“-Effekt kann hier aber aus meiner Sicht keine Rede sein.

Eine weitere Stärke von OneNote ist übrigens, dass es auf nahezu allen Geräten und Betriebssystemen nutzbar ist – also nicht nur mit Windows, sondern dank Apps bzw. Web-App auch mit Android, iOS und Linux. Das grenzt die Notiz-App vom ebenfalls beliebten GoodNotes im Vergleich ab, das vor allem iPad-Nutzer schätzen.


Mythos 2: OneNote wird bald eh eingestellt!

Dass sich dieses Gerücht hartnäckig hält, hat Microsoft selbst mitverschuldet. Vor einigen Jahren hatte man erst angekündigt, die Desktop-Version zugunsten einer vereinfachten Windows-App im Microsoft Store nicht mehr weiterzuentwickeln. Diese Entscheidung wurde längst zurückgenommen: Die App wurde eingestellt, und stattdessen liegt der Fokus wieder auf dem umfangreichen PC-Programm.

Das Problem: Die begleitende Kommunikation lief unglücklich. Viele Fachmedien haben die Entscheidung als „das Ende von OneNote“ interpretiert. Bis heute werde ich regelmäßig von besorgten Nutzern darauf angesprochen.

Fakt ist:

  • Die Entwickler bei Microsoft verbessern OneNote kontinuierlich und haben der Anwendung zuletzt viele Updates spendiert, u. a. überarbeitete Zeichentools, eine neue Benutzeroberfläche und den integrierten KI-Assistenten Copilot. Zudem ist OneNote längst wieder ein fester Bestandteil der Installation von Microsoft Office.
  • Als Microsoft MVP stehe ich regelmäßig mit den Entwicklern in Redmond in Kontakt. So viel darf ich verraten: Das Team plant weit im Voraus und hat noch einige spannende Pläne für die Weiterentwicklung von OneNote.
  • Immer mehr Schulen und Bildungseinrichtungen nutzen OneNote. Die Community ist um ein Vielfaches gewachsen, und die Software gilt als etablierte Plattform für gemeinsame Lerninhalte. Zudem erreichen mich immer mehr Anfragen zu Schulungen für OneNote. Ich kann mir schlicht nicht vorstellen, dass man diesen offensichtlichen Siegeszug stoppen will.

Meine Einschätzung:

Zurzeit deutet nichts darauf hin, dass OneNote eingestellt werden soll. Im Gegenteil: Die internen Pläne der Entwickler machen mich mehr als optimistisch, dass OneNote noch eine spannende Zukunft vor sich hat. Ihre Bemühungen sind jedenfalls sichtbarer als jemals zuvor.

Mythos 3: OneNote ist nur mit Cloud nutzbar!

Das ist das Lieblings-Argument der Datenschützer: Man könne OneNote-Notizbücher nur in der Cloud OneDrive speichern. Das sei rechtlich problematisch. Ob das aber wirklich so sein muss, möchte ich hier schrittweise auflösen.

Fakt ist:

  • OneNote lebt vom Zusammenspiel mit anderen Personen und der Synchronisierung über mehrere Geräte hinweg. Richtig ist: Zugunsten dieser Vorteile hat Microsoft seine Cloud OneDrive als bevorzugten Speicherort für digitale Notizbücher definiert. Mit OneNote-Apps für Android und iOS kannst Du tatsächlich nur auf Notizbücher in der Cloud zugreifen.
  • Mit der aktuellen PC-Version von OneNote konntest und kannst Du Notizbücher schon immer lokal speichern, also zum Beispiel auf der Festplatte Deines Dienstlaptops bzw. irgendwo in einem Netzwerk. So handhaben es viele Firmen, die OneNote schon immer ganz ohne Cloud nutzen. Den lokalen Speicherort wählst Du jeweils aus, wenn Du ein neues Notizbuch in OneNote erstellst.

Fazit zum angeblichen Cloud-Zwang

Du kannst OneNote offline nutzen, also komplett ohne Cloud, zum Beispiel um Unterrichtsmaterial zu erstellen und zu organisieren.

Du verzichtest dann allerdings auf einige hilfreiche Funktionen: Lokale Notizbücher lassen sich weder online mit Schülern und Kollegen teilen noch auf mobilen Geräten einsehen. Gemeinsame Notizbücher kann man noch in einem Netzwerkordner anlegen. Dann wird’s aber knifflig, wenn man die Inhalte auch außerhalb der Organisation einsehen und bearbeiten möchte.

Übrigens: Der Datenschutz regelt den Schutz personenbezogener Daten. Das finde ich richtig und wichtig und sinnvoll, wie ich in diesem Blog schon ausführlich klargestellt habe. Wenn Du OneNote aber ausschließlich als Ablage für pädagogische Inhalte wie Arbeitsblätter, Lesetexte und Tafelbilder nutzt, musst Du datenschutzrechtlich sowieso keine Bedenken haben – auch nicht beim Speichern in der Cloud.

Wie Du mit der Software viel Arbeit, Zeit und Nerven sparen können, erfährst Du in meinem Praxishandbuch „OneNote für Lehrer“. Darin erkläre ich Dir u. a., wie Du multimediale Inhalte und ganze Websites sicherst und wie das Zusammenspiel mit Microsoft Teams klappt.

Stefan Malter | Malter365.de

Stefan Malter | Autor | Medientrainer | Moderator
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11 Gedanken zu „OneNote in der Schule: Mythen, Lügen, Halbwissen [Update]“

  1. Noch zwei Anmerkungen zum Thema „Lock-In“:

    1. Das Dateiformat von OneNote ist öffentlich dokumentiert. Die Doku kann kostenlos und ohne Registrierung direkt hier heruntergeladen werden: https://docs.microsoft.com/en-us/openspecs/office_file_formats/ms-one/73d22548-a613-4350-8c23-07d15576be50

    2. Auf die Cloud-gespeicherten Notizbücher kann man mit der ebenfalls öffentlich dokumentierten und zugänglichen Microsoft-Graph-API sehr einfach und komfortabel zugreifen und z. B. die Notizbuchseiten als HTML herunterladen. Siehe dazu: https://docs.microsoft.com/de-de/graph/api/resources/onenote-api-overview?view=graph-rest-1.0

    Antworten
  2. Hallo,
    Ich habe eine Frage zu Mythos 1.
    Wo gibt es die Linux Version von OneNote?
    Ich habe sie noch nicht gefunden und würde sie gerne mal testen.
    Nach meiner Erfahrung kann die OneNote App max. 5 DIN A4 Seiten in eine PDF Datei umwandeln. (Den Fehler merkt man erst wenn man die Datei wieder öffnen muss.)
    Bei der Desktop Version ist das nicht.

    Antworten
  3. Lock-In (Mythos 1) und Cloud (Mythos 3):
    Ich habe ein iPad als Dienstgerät bekommen. Wenn ich OneNote nutze und dann ein anderes iPad bekomme, kann ich dann alles einfach mitnehmen?
    Oder bin ich dann abhängig von Microsoft und muss über seinen Cloud-Dienst synchronisieren? Dann müsste ich da einen Account anlegen (Datenschutz) und wenn der in ein/zwei Jahren Geld kostet, bin ich wieder abhängig?

    Die Schüler bekommen auch nur mobile Geräte. Wenn wir die Microsoft-Cloud nicht nutzen, wie können die dann ihre Notizen auf neue Geräte oder von ihren Mitschülern übertragen? Also so, dass sie sie auch wieder mit OneNote bearbeiten können?

    Antworten
    • Wie im Artikel beschrieben: Entscheidend ist, wo Sie OneNote-Notizbücher speichern und welche App-Version Sie nutzen. Wenn Sie die iPad-App oder den Browser nutzen, entscheiden Sie sich ja dafür, Inhalte online in der (Schul-?)Cloud abzulegen. Diese können Sie dann auch auf einem neuen iPad synchronisieren.
      So wie Sie es beschreiben, gibt es bei Ihnen offenbar eine Abhängigkeit vom iPad, das ja generell App-basiert ist und sehr begrenzt Zugriff aufs eigentliche Dateisystem zulässt.
      Dasselbe gilt für Ihre Schüler. Wenn diese nur mobile Geräte nutzen, greifen sie mit den Apps auch auf die (Schul-?)Cloud zu.

    • Und wie bekommt man die ganzen Daten auf ein anderes iPad?

      Oder kann ich OneNote dann gar nicht auf iPads benutzen (ohne von der Microsoft-Cloud abhängig zu sein)?

      Das wäre ja ein ziemlich großer Lock-In-Effekt. Dann könnte ich es in der Schule ja gar nicht nutzen.

    • Wenn Sie vom iPad abhängig sind, können Sie OneNote-Notizbücher nicht lokal speichern – wie im Artikel beschrieben. Dafür benötigen Sie die Desktop-Version.
      Wie bereits erwähnt: Notizbücher in der Cloud lassen sich auf jedem anderen iPad öffnen. Dafür müssen Sie sich nur jeweils mit Ihrem Benutzerkonto anmelden.

    • Hallo Elly,

      meines Wissens funktioniert die iPad-Version von OneNote auch ohne Microsoft-Cloud mit einem selbst betriebenen Sharepoint-Server als Datenspeicher. An der synchronisierungsbasierten Funktionsweise ändert sich dadurch nichts, d. H. die Notizen bekommt man ganz einfach auf ein neues Gerät, indem man sich dort wieder mit seinem Sharepoint-Benutzer anmeldet. Auch geteilte Notizbücher zur Kollaboration mit Mitschülern sind meines Wissens darüber möglich.

      Mit der Desktop-Version von OneNote für Windows habe ich das auch schon selbst erfolgreich ausprobiert. Wegen der für meinen Geschmack zu großen Lock-In-Effekte bei Apple besitze ich aber kein iPad (ja das ist kein Witz oder Sarkasmus).

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